In der Nacht kriegten wir Besuch von einigen biertrinkenden Jugendlichen. Die hatten
nichts besseres zu tun als halsbrecherisch auf den Pavillon zu steigen um dann ein
Foto zu machen wie so runterpissen! Nun gut, sie liessen unser Zelt und die Räder
in Ruhe weil sie doch etwas Bedenken hatten, wer denn da im Zelt lauert. Wir hatten
einen hübschen Morgen mit guter Sicht und wärmender Morgensonne. So genossen wir am
Holztisch den allmorgendlichen Kaffee. Für Maxi ging es allmählich in Richtung Heimat,
da wir an diesem Tag in Blankenstein die Grenze nach Thüringen überschritten. Wir radelten
erst nach Lichtenberg, wo es schon eine Bäckerei hatte. Vom Dorfkern konnten wir eine
rasende Abfahrt zur Saale geniessen. Dies war auf der ganzen Reise die längste Abfahrt!
Dies zeigt auch, dass wir eine eher flache Route wählten, da diese Abfahrt lediglich ca.
150Hm Gefälle hatte. Nun waren wir an der Saale und somit auch auf dem Saale-Radweg.
Diesen haben wir bereits von Halle bis fast zur Elbe beradelt. Leider fehlte uns die Zeit
die Quelle der Saale südlich von Hof zu besuchen.
In Blankenstein ging es unheimlich steil hoch, so dass wir mit den bepackten Rädern in
Slalomlinie radeln mussten um nicht schieben zu müssen. Als wir auf der Anhöhe waren,
schnauften wir erleichtert auf. Wir hatten uns jedoch zu gefreut. Der weitere Verlauf der
Strasse ging weiter steil rauf und steil runter. Die Gegend war hübsch- unser Weg führte
uns durch extensive Landwirtschaft und grosse Wälder. Die Saale war hier noch klein und
plätscherte weit unten im Tal. Nur in Saalburg selber war uns die grosse Fabrik ein Dorn im
Auge. Es war auch wieder so richtig schön warm. Nach einer kurzen Abfahrt verliessen wir
die Hauptstrasse und folgten einem Forstweg, der nah der Saale folgte. Diesen Abschnitt
empfand ich als schönsten entlang der Saale. Er führte uns erst entlang einem holprigen,
steilen Waldsträsschen hoch. Danach ging es weiter durch Wald bis die hübsche Saale rechts
vor uns liegt. Hier schlängelt sie sich seicht durch natur belassenes Heidengebiet. Im Wald
wimmelte es nur so von Pilzen. So konnten wir natürlich nicht widerstehen auch welche zu pflücken.
Hier hatte es viele ???, die wir auch mal ausprobieren wollten. Bevor wir zurück auf die
Hauptstrasse kamen passierte man viele kleine Ferienhäuschen.
Da die Hauptstrassen sehr viel Schwerverkehr hatte entschied ich mich für eine andere Route.
Wir verliessen den Radweg und folgten der Hauptstrasse ein kurzes Stück westlicher Richtung,
wo wir schliesslich rechts in einen Steinbruch einbogen. Wir wollten den bei uns eingezeichneten
Weg nach Ebersdorf nehmen. Diese Strecke schien uns auch weniger Höhenmeter zu haben. Am Tor des
Steinbruches stutzten wir, ob dies wirklich der richtige Weg sei. Nun gut, ich fragte die Arbeiter,
die nicht schlecht staunten über ein Brautpaar, das ihren Steinbruch passieren wollte. Sie meinten
noch so etwas, ob wir etwas knapp an Geld seien?. Ihnen schien das doch etwas skurril die Flitterwochen
auf dem Fahrrad zu verbringen. Der Weg durch den Steinbruch war richtig. Nach dem kurzen staubigen
Abschnitt folgte man stets einem leicht ansteigenden Waldweg (bei den Kreuzungen nicht den Bach queren!).
Am Dorfeingang von Ebersdorf passierten wir die alte Ruhmühle. Wir sahen ein Schild, dass es hier
Müeslibars gäbe. Der rotbärtige Mann von der Mühle erklärte uns geduldig und ausführlich über ihre
Produkte, den Problemen in diesem Gewerbe und gab uns auch noch Ratschläge für den kommenden Weg.
Wir kauften zwei Müeslibars, Flocken und Biokekse, die wir geschenkt kriegten. Diese waren für
einmal Kekse, die keine Milchprodukte enthielten. So musste ich schauen, dass ich auch welche bekam!:)
Am Ortsausgang von Ebersdorf hatte es eine Bauabsperrung, von der uns berichtet wurde. Aber egal, mit
dem Fahrrad kommt man doch durch jede Baustelle. So düsten wir genussvoll die frisch asphaltierte
Strasse hinunter bis ein Mann uns zuwinkte und schrie, ob wir denn nicht merkten, dass der Asphalt
heiss sei. Und so war es, ich hatte selber die letzten Meter auch den Eindruck, dass das Fahrverhalten
etwas klebrig sei. So mussten wir unsere schweren Räder auf dem angrenzenden Feld den Hügel hochschieben.
Die Bauarbeiter staunten selber auch nicht schlecht, als da ein Rad schiebendes Braut auf dem Feld daherkam.
Von Zoppoten gab es eine weitere Abfahrt zum Saale-Stausee, wo wir baden gingen um uns zu erfrischen und
zu waschen. Die letzte Dusche war noch in Wallerstein. Um es richtig zu geniessen war das Wasser leider
zu kalt. In Saalburg versorgten wir uns noch. Während Maxi einkaufte organisierte ich Benzin. Zu diesem
Zweck musste ich fast zum höchsten Punkt des Ortes radeln! Entlang dem See konnten wir die Hauptstrasse
meiden indem wir dem Wetteraweg folgten. Dieser führte uns quer durch den Zeltplatz. Schliesslich verliessen
wir die Saale und fuhren nach Gräfenwarth hoch, wo wir uns mit einer leckeren Thüringer Bratwurst am Strassenrand
stärkten. Dies war wohl einer der strengsten Tage. Es ging stetig hoch und runter. Dafür konnten wir endlich
gutes Wetter geniessen. Es war den ganzen Tag schön und warm.
Wir sagten uns: Komm, heute suchen wir uns noch einen Parasol-Pilz. Es ging nicht lange und ich sah rechts im
Wald ein wunderschönes, riesiges Exemplar. Vor Crispendorf überholte uns ein Auto und grüsste uns mit einem
freundlichen Hupen. Im Dorf drin standen dann die Anwohner am Strassenrand und jubelten uns zu. Wir nahmen
hier eine kleine Nebenstrasse um einen Übernachtungsplatz zu finden. Wir fanden hier zwar eine hübsche Anhöhe
und lauschige Waldränder aber auch Millionen von Mücken. So zogen wir weiter durch Volkmannsdorf hindurch.
Wir entschieden uns schliesslich für ein Feld etwas abseits der Strasse. Es ging dann aber auch hier nur einige
Minuten und die Mücken waren da. Sie waren hier irgendwie besonders aggressiv. Wir zogen uns schützende Kleidung
an und stellten gleich das Zelt auf. Maxi war sich derartige Mücken kaum gewohnt. Durch meine vielen Aufenthalte
in Skandinavien, Neuseeland und Australien war ich derartiges und schlimmeres durchaus gewohnt und verlor meine
Ruhe nicht. So schickte ich Maxi ins Zelt. Ich meinerseits versuchte wieder verzweifelt den Kocher in Gang zu
werfen, was mir zum Glück schliesslich auch gelang. Gegessen haben wir geschützt vor all den vielen Mücken im
lauschigen Zelt.
Urs
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